Sonntag, 31. Januar 2010

2 Wochen, 3 Jahrestage

Namaskara,
In den letzten 2 Wochen gab es drei Ereignisse die erwaehnenswert sind.
Sicherlich weiss jeder, dass am 22.1 die Sonne Geburtstag hat. Der Sonne haben wir dann auch mit einer guten Yogasession am Morgen gratuliert.
Am 26.1 feiert ganz Indien den Republics Day, an dem das in Kraft Treten der Verfassung am 26.1.1950, nachdem Indien 1947 die Unabhaengigkeit erreicht hat, gefeiert wird.
In unserem Projekt wurde der Jahrestag gross gefeiert.
Sven und ich nahmen an einer Tanzauffuehrung teil, fuer die wir die Woche vorher stundenlang ueben mussten. Letztendlich kam der Tanz gut an, obwohl er nicht voller Perfektion vorgefuehrt wurde.

Gestern war der Jahrestag der Ermordung Gandhis, auch genannt "Maertyrer Day". Zur trauer wurden von uns 2 Schweigeminuten abgehalten.

Ansonsten wurde unser neuer Volleyballplatz fertig gestellt. Sven und ich haben ihn verlegt, weil nahe bei unserem alten Volleyballplatz ein Stromleitung drueber ging und unser Chef Angst hatte, dass sie herunterfaellt, wenn sie oefter getroffen wird.

Weitere Photos zum Republics Day und unteres Projektes gibts hier:

Sonntag, 17. Januar 2010

MidYearCamp + Rajasthan Rundreise

Obwohl die Zeit, seit dem ich Deutschland verlassen habe, wie im Flug vorbeigegangen ist, bin ich doch schon fast ein halbes Jahr in Indien. Deshalb stand kurz bevor Weihnachten das Mid-Year Camp unserer Organisation an. Alle Volunteers trafen sich in Mysore. Von dort fuhren wir zum nahgelegenen Universitaetscampus der IT-Firma Infosys. Nachdem wir den intensiven Sicherheitscheck durchgemacht hatten, konnten wir uns den Campus der weltgroessten Firmen-Universitaet bewundern. Der Campus ist wie ein Luxus-Stadtstaat in der Mitte Indiens. Dort gibt es alles. Shopping Malls, Kino, Swimmingpool, Tennisplaetze, Basketball- und Volleyballplaetze, Fitnesscenter, Badmintonplaetze, Tischtennishalle, Cafes, Restaurants… Weil wir Besucher dieses „Staates“ waren, konnten wir ausserhalb unserer Konferenzen, in denen wir Erfahrungen ueber unser erstes Halbjahr austauschten, die meisten dieser Angebote nutzen. Nach 3 Tagen Infosys Campus ging es innerhalb des Mid-Year-Camps weiter Richtung Bangalore in ein Dschungel Resort. Dort konnten wir an einer Bus-Safari teilnehmen, die aber nicht durch die wilde Natur ging, sondern durch grossen Gehege wodurch die Wahrscheinlichkeit, dass man einen Tiger sieht, nahezu bei 100% lag, weil die Tiere dort schon an den Laerm gewoehnt sind. So fuhren wir mit unserem Bus ganz nahe an Baeren, Loewen und Tiger vorbei, was aber in einem Kaefig nicht so spektakulaer ist, wie man sich eine Tigerbegegnung bei einer Safari vorstellt.

Nach 5 Tagen Mid-Year-Camp flogen Paul, der in Ooty seinen Freiwilligendienst leistet, und ich am 23.12. zum Start unserer Weihnachtsferien von Bangalore nach Delhi. In Delhi verbrachten wir den ersten Tag damit, die Weiterfahrt zu buchen, was uns aber nicht gelang. Auch wir, die schon eine lange Zeit in Indien leben, wurden am Anfang von Touristenfaengern, die ueberall in Delhi auf den Strassen stehen und versuchen die Touristen in irgendwelche Touristenbueros zu schicken, weil sie von diesen Provisionen bekommen, in die Irre gefuehrt. Diese „offiziellen“ Touristenbueros, die in Delhi quasi ganze Strassen ausmachen, versuchen einem dann ganze Touren mit Autos oder ueberteuerten Bus- und Bahntickets zu verkaufen.

Spaeter auf unserer Tour trafen wir Leute, die fuer eine kleinere Tour als unsere, mehr als 300 Euro gezahlt haben. Bei uns sind die Verkehrsmittel-Kosten bei deutlich unter 50 Euro geblieben.

Am Morgen des zweiten Tages fanden wir dann endlich das offizielle Touristenbuero und konnten dort Bahntickets, Abfahrt 24.12. 16:30 nach Bikaner, Dauer 13 Stunden, buchen. Also nutzten wir die Zeit bis zur Abfahrt unseres Zuges und schauten uns die Sehenswuerdigkeiten in Old Delhi, das rote Fort und die Jama Masjid, eine der groessten Moscheen in Asien, und die Sehenswuerdigkeiten in New Dehli, das Gandhi Gate und das Humayun’s Tomb, an. Ein bisschen in Hektik brachen wir dann nachmittags zum Bahnhof in Old Delhi auf um unseren Zug zu erreichen. Wir planten Weihnachten im Zug zu verbringen, weil bei uns in Indien fast keine Weihnachtsstimmung aufgekommen ist. Als wir am Bahnhof ankamen suchten wir zuerst vergeblich unseren Zug, bis wir auf einer Anzeigetafel sahen, dass unser Zug 7 Stunden Verspaetung hat. Also gingen wir in den Bahnhofs McDonalds und ueberlegten uns, was wir so lange machen. Als die Ankunftszeit unseres Zuges von 23:30 auf 23:45, 0:00, 0:15, 0:30 und 0:45 wanderte, entschlossen wir uns dann doch wieder nach New Delhi zurueckzufahren. Dort hatten wir dann noch eine schoene Weihnachtsparty. Schliesslich fuhren wir mit unserem Zug mit einer Verspaetung von 8 einhalb Stunden um 1:00 in der Nacht
Richtung Bikaner ab.

Nach 13 Stunden Fahrt mit Sleeperclass, die ziemlich angenehm zum Reisen ist, also mit Busreisen nicht vergleichbar, kamen wir in der Wuestenstadt Bikaner an. Dort besichtigten wir innerhalb von 2 Tagen das Fort von Bikaner und einen Rattentempel. Der Rattentempel ist eines der Verruecktesten Sachen, die ich in Indien bis jetzt gesehen habe. Hier her kommen Leute, um den Rattengott anzubeten. Im ganzen Tempel gibt es tausende Ratten, die dort umherlaufen und aus Loecher in den Waenden vor einem herausspringen. Ausserdem soll es nur eine weisse Ratte im ganzen Tempel geben, die, wenn man sie sieht, Glueck bringt. Ich habe sich gesehen!

Am naechsten Morgen ging es weiter nach Jaisamler. Auf dem Zug sahen wir einige Militaer Camps, die andeuteten, dass wir auf dem Weg zur indisch-pakistanischen Grenze sind. In Jaisalmer besichtigten wir das Fort, dass sich wie eine Sandburg aus der Thar-Wueste erhebt. Die Stimmung im Fort hat uns sehr gut gefallen, weil es im Gegensatz zu anderen Forts in Rajasthan noch mit Leben, zwar sehr touristisch gefuellt ist. Es gibt Geschaefte, Restaurants, Guest Houses… Das einzig nervige war, dass jedes Guesthouse und jedes Geschaeft ihre eigenen Kameltouren sehr aufdringlich anbieten. Jaisalmer ist in Indien unter Touristen beruehmt fuer die Kameltouren die dort angeboten werden. Deshalb buchten wir auch eine Kameltour fuer 3 Tage und 2 Naechte und brachen am naechsten Morgen erstmal mit einem Jeep weiter in die Wueste auf. Etwas entfernt von Jaisalmer wurde dann auf Kamele umgesattelt und los ging es. Mit Maarten einem Hollaender und einem spanisch-polnischen Paar Alex und Magda, bildeten wir eine sehr nette Kamelgruppe und machten uns auf den Weg tiefer in die Thar-Wueste. Nach 2 Stunden reiten machten wir erstmal Pause und konnten unsere von Schmerz geplagten Gesaesse ausruhen. Unter einem der wenigen Baueme wurde unser Essen ueber offenem Feuer von unseren Kameltreibern zubereitet. Am Nachmittag ritten wir nochmal 3 Stunden, liesen und von den Kamelen in der prallen Sonne und im Duft von pfurzenden Kamelen umherschaukeln. Die Thar-Wueste ist eine Steinwueste. Wir wanderten hauptsaechlich ueber savannenartiges Gebiet. Am Abend machten wir halt auf einer der wenigen Sandduenen und konnten uns dort den Sonnenuntergang anschauen bevor wir assen und nach einiger Zeit am Lagerfeuer unter offenen Himmel unsere Betten herrichteten. Waehrend unseres Wuestenaufenthaltes war fast Vollmond. Der Mond war in der Wueste so hell, das das Gebiet uns um herum fast taghell erleuchtet wurde und Alles auch in der Nacht Schatten warf. Am 2. Tag ging es im selben Tagesablauf weiter: reiten, essen, reiten, essen, schlafen. Da dies so entspannend war und uns so gut gefiel entschieden wir uns unsere Kameltour noch um 2 Tage zu verlaengern. Weil wir nach 2 Tagen reiten uns schon an den Schmerz von Reiten gewoehnt hatten oder der Sitzposition angepasst hatten und weil wir im Hinterkopf hatten, dass wir dann dieses Neu Jahr in der Wueste verbringen wuerden. Also ritten wir die naechsten 3 Tage weiter durch die Wueste und hatten an Neu Jahr eine kleine Sylversterparty mit unser Kamelgruppe am Lagerfeuer auf einer Sandduene.

Am naechsten Tag verbrachten wir unsere letzten Stunden auf dem Kamel und fuhren mit dem Jeep wieder zurueck nach Jaisamler. Von dort aus machten wir uns, nach einer gruendlichen Dusche, mit dem Bus auf den Weg nach Jodhpur. Jodhpur ist bekannt fuer die blaue Stadt und fuer das Fort. Jodhpur ist an sich eine dreckige Stadt mit kleinen Gassen und offenem Abwassersystem, hat aber ein paar schoene Ecken wie zum Beispiel den beruehmten Omlette Man von Jodhpur, unser Guesthouse, in dem wir im Zelt auf dem Dach uebernachteten, und das Fort von dem man auf die blaue Stadt herunterblicken kann.

In der Stadt verbrachten wir 2 Naechte und fuhren dann nach Udaipur. In Udaipur wurden um den Lake Pichola eine Reihe von Schloessern gebaut und sogar auf einer kleinen Insel im See wurde der Lake Palace errichtet. Die Stadt wurde international beruehmt durch den James Bond Film „Octopussy“, der dort gedreht wurde. Dieser Film wird in einigen Restaurants der Stadt am Abend gezeigt und auch wir durften es nicht verpassen uns den Film in einem Roof-Top-Restaurant zu sehen. So konnten wir gleichzeitig den Film und die herrliche Filmkulisse in Wirklichkeit sehen.

Naechster Stop war Pushkar, ein Pilgerdorf mit einem heiligen See und einem der wenigen Bramha Tempel in ganz Indien. Leider wurde der See letztes Jahr ausgelassen um ihn zu reinigen, nachdem alle Fische im See gestorben waren. Da sie in dieser Region ein Wasserproblem haben, wissen sie jetzt nicht, wie sie den See wieder voll bekommen sollen und so war zum Zeitpunkt unserer Aufenthaltes nur ein grosses Loch in der Mitte des Dorfes. In das Loch wurden zwar grosse Betonbecken gebaut, damit die Pilger dort immer noch ein heiliges Bad nehmen koennen. Trotzdem hatte ich den Eindruck, dass sehr wenig Pilger sich nur noch auf den Weg hierher machen. Gleichzeitig ist das Dorf fuer viele sehr alternative Menschen aus dem Westen die Heimat, so dass in der Strassen mehr „Pilger“ aus dem Westen, als hinduistische Pilger herumgeliefen.

Pushkar verliessen wir in Richtung der Hauptstadt Rajasthans Jaipur. Die Altstadt Jaipurs ist als die Pink City bekannt weil fast alle Haeuser dort nicht wirklich pink aber orange-rot angestrichen sind. Die Stadt an sich hat uns nicht sehr gut gefallen. Sie gleicht einer indischen Grossstadt. Viel Laerm, viel Gestank, viel Verkehr. Ausserdem war mir am ersten Tag noch schlecht vom Essen am Vorabend und unsere beiden Kameras sind kaputt gegangen, so dass wir von Jaipur keine Fotos schiessen konnten. Trotzdem hat Jaipur den Palast und das Fort zu bieten. Diese waren sehr schoen, aber fuer uns nahezu am Ende unserer Reise nicht mehr so spektakulaer, weil sich die ganzen rajasthanischen Forts und Palaeste in ihrer Bauweise nur wenig voneinander unterscheiden. In Jaipur habe ich aber auch die verruecktesten Strassenstaende, die ich bis jetzt in Indien gesehen habe gesehen. Zum Beispiel einen Tatoovierstand oder einen Stand, der Gebisse, wahrscheinlich nicht die neusten, vor einer nach Urin stinkenden Wand verkauft.

Unser letzter Stop der Reise war Agra, die Stadt des Taj Mahals. Als wir am Morgen aufstanden und uns das Taj Mahal vom Dach unseres Hotels anschauen wollten, konnten wir das Taj Mahal kaum sehen, weil es vom Nebel verhangen war. Der Nebel wollte auch im Laufe des Vormittags einfach nicht weggehen und wir ueberlegten uns ueberhaupt den Eintritt (750 Rupies, ein Wucher fuer indische Preise) zu zahlen, weil das Taj Mahal, weisser Marmor vor weissem Hintergrund) nicht beindruckend wirkte, es war eher schlechter als das Humayun’s Tomb in Delhi. Dann entschlossen wir uns doch noch reinzugehen, wenn man schon mal da ist… So verbrachten wir fast 5 Stunden am Taj Mahal und am Nachmittag, als wir eigentlich schon rausgehen wollten konnte sich die Sonne noch fuer eine kurze Zeit durchsetzen. Und in der Sonne glaenzt der Marmor des Taj Mahals und enthuellt warum es so beruehmt ist. Agra war dann doch eine Reise wert.

Am Abend ging es wieder zu unserem Startpunkt nach Delhi zurueck und am Morgen nahmen wir den Rueckflug nach Bangalore.

Im Projekt wurde ich von den Kindern schon erwartet und herzlich empfangen. Ansonsten, hat sich waehrend der Zeit, wo Sven, er war in Kerala, und ich weg waren nicht viel getan, ausser das 3 indische Volunteers gekommen sind, mit denen wir gerade unser Volleyballfeld umsetzen und das Feld verbessern. Die Volunteers bleiben aber nur noch bis Dienstag. Ausserdem wurden auf unseren Wunsch hin Stuehle und Tische fuer die Klassenzimmer aufgetrieben, die wir diese Woche alle angemalt haben. Bis jetzt sassen die Kinder immer waehrend der Schule auf dem Boden. Unser Gedanke war, sie werden besser aufpassen, wenn jeder seinen eigenen Platz hat anstatt auf dem Boden herumzuturnen. Nach 3 Tage Unterricht, war dann schon wieder Schluss weil von Donnerstag bis Sonntag den Kindern zu Shankranthi, eine Art Erte-Danke-Fest, freigegeben wurde und die meisten Kinder nach Hause gegangen sind. Zum Festival sind wir am Abend in das nahe gelegene Dorf gegangen und haben einige Kinder aus unserer Schule zu Hause besucht. Von allen wurden wir zum Essen eingeladen. Weil ich aber schon im Projekt Abendgegessen hatte musste ich nach dem zweiten Besuch alle Einladungen ablehnen. Alle leben in wirklich kleinen Huetten, mit oft nur 2 kleinen Zimmern, in denen dann meistens der ganze Familienclan (mehr als 10 Personen) schlaeft. Im ganzen Dorf gibt es kaum mehr als 30 Haeuser, aber fast 500 Einwohner.

Freitag, 1. Januar 2010