Montag, 24. August 2009

Erste Tage in Kaliyuvamane

Mysore und Umgebung Volunteers

Am Mittwoch, den 19.8. sind Sven und ich endlich in unserem Projekt angekommen. Das Projekt liegt ca. 8km ausserhalb von Mysore. Wir wurden von den Kindern schon erwartet und freundlich begrüsst. Das Projekt besteht aus einer sehr großen Spielfläche für die Kinder, der Schule, dem Schlafsaal der Kinder und einem Haus, in dem der Direktor, das Büro, die Küche und wir untergebracht sind. Ein weiteres Haus wird gerade gebaut. Einige sagen es wird in einem Monat fertiggestellt, andere sagen in 3 Monaten und wieder andere sagen, dass es erst im April fertiggestellt werden soll. In den 2. Stock wird dann der Direktor ziehen und in den ersten Stock können die Gäste des Projekts schlafen.

Unser Zimmer besteht aus einem sehr großen Raum mit angebauter Toilette, mit Sitzklo und Dusche. Leider gibt es hier sehr viele Muecken, die wir schon in den ersten zwei Nächten deutlich zu spüren bekamen. Ein weiteres Problem ist die Stromversorgung. Während im Bundesstaat Karnataka den Städten 22 Stunden am Tag Strom zur Verfügung steht, gibt es nur 6-8 Stunden Strom in ländlichen Gebieten. Das heißt kein fliesendes Wasser und kein Strom aus den Steckdosen um elektronische Geräte aufzuladen. Zum Glück haben die hier eine Solaranlage mit Akku, dass wir unser Zimmer in der Nacht beleuchten können.

Der Direktor und seine Frau, die körperlich leicht behindert ist, sind sehr nett. Er gibt uns in den ersten Tagen noch ein bisschen Zeit uns ins Projekt einzufinden. In den ersten 2 Tagen sind wir um 5:50 aufgestanden, wie es uns am Anfang gesagt wurde. Bis acht Uhr gab es aber dann nichts zu machen. Nun haben wir herausgefunden, dass die erste Yogastunde erst am Dienstag startet. Deshalb stehen wir jetzt erst immer um halb 8 auf. Nach einer kalten Dusche zum wach werden (warm geht nicht) beschäftigen wir uns mit den Kindern und versuchen sie kennenzulernen. Das Projekt kümmert sich nämlich um ca. 30 Kinder, die in den staatlichen Schulen nicht bestehen konnten, weil sie nie gelernt haben mitzuarbeiten und zu lernen, da ihre Eltern Analphabeten sind. Die Kinder sind zwischen 5 und 17 Jahre alt und sprechen, im Gegensatz zur Lovedale Foundation, kein, kaum, oder extrem schlechtes Englisch. Das macht es uns nicht sehr einfach mit ihnen zu kommunizieren. Deshalb fiel uns es hier deutlich schwerer uns einzugewöhnen als in der Lovedale Foundation, aber mittlerweile fühl ich mich hier schon zu Hause.

Um 8:30 gibt es Frühstück und um 10 Uhr gehen die Kinder zur Schule. Um 1 Uhr gibt es Mittagessen und um 2 Uhr geben wir zur Zeit unsere ersten Unterrichtsstunden. Dies gestaltet sich als äusserst schwierig. Unsere Unterrichtsstunden sind folgender Maßen aus:

Etwa 10 Kinder im Alter zwischen 9 und 13 werden von einer Lehrerin zu uns in das Klassenzimmer geschickt und wir bekommen bis jetzt keinerlei Anweisungen was wir den Kindern beibringen sollen. Da die Kinder auch kein Englisch verstehen, zeigen wir ihnen Gegenstände oder malen sie auf und sagen ihnen das englische Wort dazu. Zwischendrin springen die Kinder auf, malen an die Tafel, versuchen sich in den Regalen zu verstecken, schreien in das andere Klassenzimmer und verlassen das Klassenzimmer ohne einen für uns ersichtlichen Grund. Aber das heisst nicht, dass es nur bei uns so zu geht, sondern bei den anderen Lehrern auch. Ausserdem scheinen die Lehrer den Kindern noch nicht viel beigebracht zu haben, da sie auf Englisch nicht einmal „My name is …“ sagen können. Mal sehen ob das in nächster Zeit noch besser wird. Der Direktor hat zu uns gesagt mit den Standardlehrmethoden kommen wir hier nicht weit. Das macht es uns als nicht ausgebildete Lehrer natürlich nicht viel einfacher.

Nach der Schule spielen wir mit den Kindern. Ich habe jetzt schon Cricket beigebracht bekommen. Das Spiel macht Spass, bis auf das Ballweghauen, hat das Spiel nicht viel Action zu bieten. Trotzdem wollen es immer alle Spielen, da das Spiel hier in Indien sehr verehrt wird. Auf dem Seminar haben sie gesagt, sie haben erst kuerzlich einen Tempel fuer den besten Cricketspieler Indiens gebaut.

Gestern hatte Ganesha „Geburtstag“. Das ist irgendein Gott in Elefantengestalt. Für was der steht hab ich noch nicht herausgefunden. Die Kinder haben Elefantenskulpturen geformt und ihm ein Haus gebaut, dass wie in Weihnachtsbaum vorm Fest geschmückt wurde. Diese Nacht durften die Kinder, die diese Nacht im Projekt verbracht haben, in diesem Haus schlafen. Die anderen Kinder sind gestern nach dem „Gottesdienst“ nach Hause zu ihren Eltern gegangen. Unsere Hoffnung ist zur Zeit, dass alle Kinder auch in den langen Ferien zu Hause sind, sodass wir diese Zeit zum Reisen nutzen können. Am heutigen freien Tag versuchen wir Mysore kennenzulernen.

Am Donnerstag haben Sven und ich Checks für die „Kidsbank“ ausdruckt und ausgeschnitten. Damit sollen die Kinder den Umgang mit Geld lernen. Wenn sie etwas Gutes machen, bekommen sie ein paar Rupien, wenn sie etwas Schlechtes machen, wird ihnen eine Geldstrafe aufgedrückt. Die Kinder werden in diesem Projekt, im Gegensatz zu anderen Schulen, nicht geschlagen, sondern bekommen andere Strafen. Zum Beispiel haben 6 Kinder, weil sie nicht in die Schulstunde gegangen sind, von 3 bis halb 9 gegen eine Wand schauen müssen und durften dabei nichts sagen.

Demnächst sollen Sven und ich noch weitere Aufgaben erledigen. Wir sollen ein Gemüsebeet und eine Obstbaumplantage Anlagen. Außerdem sollen wir bei der Büroarbeit mithelfen, die Kinder immer wieder dazu auffordern Ordnung zu halten und noch mehr Schulstunden übernehmen.

Alles in Allem sammel ich gerade so viele neue Eindrücke, die ich gar nicht alle verarbeiten kann. Alles hier war zuerst sehr ungewohnt und ich habe einige Zeit benötigt mich daran zu gewöhnen.

Außerdem haben wir im Projekt keinen Internetanschluss, das heißt ich kann maximal jede Woche einmal ins Internetanschluss schauen. Mein Handy, dessen Nummer (00919591244860) sich geändert hat, weil die alte Simkarte gesperrt wurde, kann ich hier auch nur sehr schlecht benutzen, weil der Empfang jede halbe Minute zusammenbricht und ich den Gesprächspartner nur in Bruchstücken verstehe. 8 Kilometer außerhalb von einer (mindestens) 600000 Einwohner Stadt.

Schöne Gruesse aus Mysore

Dienstag, 18. August 2009

eMail von meinem Projekt

Hab gerade eine eMail von meinem Projekt mit DOS und DONTS bekomme und meinem Stundenplan bekommen:

DIVYADEEPA

Kenchalagudu village, Rayanakere post, Manandavadi Road, Mysore – 570008, Karnataka state, India, 0821-3202249, 2903004

divyadeepa.trust@gmail.com, www.divyadeepatrust.org, www.divya-deepa.blogspot.com

Project : Kaliyuva Mane, Alternative residential school for opportunity deprived children

DOS:

  1. Volunteers are advised to go through Brochure, Souvenir, Newsletters pertaining to organization so that they understand the aims and objectives of the organization.

    2. We firmly believe that best way to impart values to children is to create an environment of persons with values. So Divyadeepa requests volunteers to keep this in mind in all their interactions with children, other volunteers and staff of Divyadeepa.

    3. Volunteers should take bath regularly. They should keep their rooms clean and tidy. In short they should be role models to children with respect to Hygiene and Organisation of materials.

    4. Volunteers are requested to use Electrical Power and Water carefully. Please remember, in Karnataka all villages have power supply only for 5 hours to 8 hours per day.

    5. All volunteers are requested to discuss their problems with the mentor. If mentor is busy, there will be a book dedicated for volunteers. Volunteers are requested to use the book for their suggestions, requirements, feedback etc.

    6. Volunteers should display the spirit of volunteerism in their day-to-day work In the interest of the beneficiaries (children) volunteers should be prepared to do any small / big job assigned to them.

    7. Volunteers should seek the permission of the mentor before leaving the campus.

    8. Whenever volunteers leave Divyadeepa campus, they should enter the time in “Movement register” maintained for them. Similarly they should enter the time when they return to Divyadeepa campus. Campus gate closes at 8.00 PM.

    9. Volunteers should work with true spirit of volunteerism. In case of contingency volunteers should be in a position to take up any responsibility depending on the need of the organization.

DONTS:

  1. Use of Tobacco / Intoxicants in any form is strictly prohibited.
  2. Alcohol in any form is strictly prohibited.
  3. Use of non-vegetarian food (including eggs) is not allowed inside the campus. If they wish volunteers can have non-vegetarian food outside the campus.
  4. Volunteers should not interfere in the administrative matters of the organization.
  5. In the campus broad band net connection is not available. Available dial up connection is used for project’s administrative purposes only.
  6. Volunteers will not be allowed to drive project’s vehicles.
  7. Volunteers should not allow children into their rooms.
  8. Volunteers should not give gifts / money to children / staff members directly. They can discuss the issue with the mentor.

    9. Please do not disturb children when they are studying.



    Daily Schedule : ( Tentative )

    5.50 am Wake up

    6.00 am – 6.30 am Yoga

    6.30 am – 10.00am Bath + Cloth washing + Room cleaning etc.

    Breakfast

              Teaching children organizing skills + Health & Hygiene + Conversing with children in English

              Informally + Teaching them work culture +

              Children care ( Children of age 7 to 17 years )

10.00 am – 11.00 am Reading (Rest)

11.00 am – 12.00 am Teaching / Library arrangement / Farm work

12.00 am – 1.00 pm Teaching / Kids Bank / Arrangement of materials

1.00 pm – 2.00 pm Lunch

2.00 pm – 3.00 pm Teaching / Working in income generation – Coconut

shell products, Hand made greeting cards etc.

3.00 pm - Tea and rest

4.00 pm – 6.00 pm Games with children ( Badminton etc.)

7.00 pm – 8.30 pm Documentation ( Office work )

8.30 pm Dinner

10.00 pm Lights off

Sonntag, 16. August 2009

Vorbereitungsseminar bei Bangalore

Ich befinde mich gerade im Vorbereitungsseminar in der Naehe von Bangalore. Das Hotel in dem wir sind befindet sich eigentlich ziemlich im Jungle. Ich hab auch schon Affen gesehen. Wir wohnen hier in ein "Huetten" die fuer indische Verhaeltnisse sehr komfortabel eingerichtet sind. Die Leute vom ICDE und die Seminarteilnehmer sind alle sehr nett. Der Tagesablauf besteht aus Language Lessons, Stunden ueber das Verhalten in Indien, Yoga und Meditations Stunden und Volkstanzstunden. Morgen gehts wieder nach Bangalore, damit sich die Seminarteilnehmer polizeilich registrieren koennen. Ich bin froh, dass ich das schon hinter mir habe. Jan, Sven und ich werden dann einfach ein bisschen durch Bangalore gehen und eventuell versuchen indische Kleidung zu kaufen. Ausserdem muessen wir versuchen unsere Handys wieder zum laufen zu bringen, denn unsere Sim-karte wurde gesperrt. Ich weiss nicht warum, entweder weil wir falsche Angaben gemacht haben beim Kauf der Karte, oder der Haendler hat unsere Daten nicht weitergeschickt. Das wird sich morgen hoffentlich klaeren. Leider haben wir hier nur einen Internetanschluss der nicht gerade schnell ist. Deshalb werde ich ein anderes mal Fotos hochladen und mehr ueber das Seminar schreiben.

Montag, 10. August 2009

„Ankal at Loudale Foundation“


Auf unserer Sightseeing-Tour durch Bangalore mit einem Taxifahrer, haben wir zuerst einen Krishna Tempel besichtigt. Danach fuhren wir den botanischen Garten von Bangalore und den Cubbonpark. Dort steht auch das Parlament und der High-Court von Karnataka. Die Tour war sehr schön und wir entdeckten auch einige schöne Seiten von Bangalore abseits der vollen Geschäftsstraßen. Anschließend gingen wir drei und der Taxifahrer in ein indisches Restaurant und konnten uns dort für etwa 5 € die Mägen vollstopfen. Danach ging es wieder mit Ramesh zur Polizeistation. Nach fast 2 Stunden warten bekamen wir dann endlich auch das „Recidence Permit“ Schreiben, das uns erlaubt länger als 180 Tage in Indien zu verbringen. Am Abend fuhren wir dann wie abgemacht Richtung Lovedale Foundation, Jans zukünftiges Projekt. Es ist zwar nur 15 km entfernt von Bangalore, aber wir fuhren über eine Stunde über Feldwege, bis wir das Projekt endlich erreichten. Bis zum naechsten Internetcafe ist es 20 Minuten Fussmarsch und dann nochmal 20 Minuten Busfahrt. Fuer 10 Cent pro halbe Stunde kann man hier ziemlich schnell surfen.
Lovedale Foundation:
Lovedale Foundation ist ein Kinderheim. 30 Kinder wohnen hier. Alle Kinder sind aus verschiedenen Gründen hier. Die Kinder werden früh aus ihren Familien, wenn sie welche haben, entnommen und in das Heim geschickt. Die Kinder dürfen auch nur jeden 2. Sonntag von ihren Eltern besucht werden. Die Kinder können in die nahegelegene Schule gehen, die anscheinend die beste Schule hier in der Umgebung sein in soll.
Wir (Sven, Jan, Ich) wohnen jetzt im Male-Volunteers- House mit Stephen, einem anderen Volunteer aus der USA. Außerdem arbeitet hier noch Silvia, eine Freiwillige aus Italien, die zur Zeit in London studiert. Zu den Kindern haben wir sehr schnell Anschluss gefunden. Alle sind sehr nett und sind sehr interessiert etwas neues zu lernen. Man kann sie sehr leicht beeindrucken. Wir sind sofort mit Ankal (=uncle) Matthias, Ankal Jan und Ankal Sven begrüsst worden.
Unser Tagesablauf sieht folgendermaßen aus. 7:15 Aufstehen, 7:30 Frühstück (süßer Reis), 8:30 Kinder zur Schule bringen, 12:30 Kinder von Schule abholen,13:00 Mittagessen, 16:00 Hausaufgaben mit den Kindern machen, 19:30 Abendessen. Zwischen den festgelegten Zeiten spielen wir mit den Kindern ( Ich habe sogar schon meine Slackline aktiviert) oder wir müssen wir uns die Arbeit hier am Projekt suchen. Die restliche Freizeit verbringen wir mit Mario-Kart Turnieren an Svens und Jans Notebook.
Die Kinder lernen wirklich viel in der Schule. Sie haben die Fächer Mathe, Englisch, Science und Kannada. In Mathe sind die Kinder richtig gut. Uns fällt es schwer dort mitzukommen. In Science müssen sie immer die kompliziertesten Sachen aus dem Schulbuch abzeichnen. Aber in Englisch sind sie schlecht und ihre Aussprache ist miserabel, weil ihnen das keiner, nicht mal die Lehrerinnen, gut bleibringen können. Trotzdem sind die Kinder schon besser in Englisch als die Erwachsenen.
Hier in der Lovedale Foundation arbeitet Michael. Er ist sowas wie der Hausmeister und der Kinderbetreuer. Er schreit die ganze Zeit rum, aber man kann sein Englisch nur in Bruchstücken verstehen. Deshalb weiss man nie genau was er eigentlich will. Außerdem arbeiten hier noch seine Schwester und noch eine Frau, die hauptsächlich kochen und Kleider waschen. Normalerweise arbeitet noch Michaels Frau mit, aber die liegt zur Zeit im Krankenhaus.
Unsere Unterkunft besteht aus 2 Zimmer, zusammen ungefaehr 20 qm und dem Bad. Das Bad besteht aus einem Stehklo, wie man es vielleicht aus dem Italienurlaub kennt. Das Stehklo ist unser Klo, Dusche und Waschbecken. Etwas gewoehnungsbeduerftig aber es geht besser als gedacht.
Besondere Ereignisse waren auf jeden Fall der Besuch beim Arzt des naechstgelegenen Dorfes mit einem Kind der Lovedale Foundation, das Fieber hatte und der Besuch Michaels an Nierenstein erkrankter Frau im Krankenhaus. Als wir den Arzt mit dem Kind, das Fieber hatte, im Dorf Dodagubbi besuchten war er waehrend seinen Oeffnungszeiten nicht in seiner „Praxis“. Uns wurde uns gesagt er kommt in einer halben Stunde. Aus dieser halben Stunde wurden eineinhalb Stunden, in denen Ich es schaffte beim gegenueberliegenden Friseur meine Haare schneiden zu lassen. Als er dann endlich kam betraten wir seine Praxis bestehend aus einem Zimmer mit einem Bett. Das Kind wurde kurz angefasst und bekam eine Spitze, Nadel war neu, aber die Fluessigkeit aus einem offenstehenden Behaelter. Immerhin gehts dem Kind jetzt wieder gut. Das naechste Ereigniss zum Thema medizinische Versorgung ist der Besuch von Michaels Frau mit den anderen Volunteers. Sie lag in einem privaten Krankenhaus und es war erstaunlicherweise sehr sauber. Spaeter erfuhren wir, das sie das sie nun in einem staatlichen Krankenhaus liegt, weil sie sich das private nicht mehr leisten koennen. Ausserdem hat sie komischer Weise im privaten Krankenhaus kein Essen bekommen. Das neue Krankenhaus soll um einiges dreckiger sein, aber man hofft, das sie es bald verlassen kann.
Insgesamt ist es ein gutes Projekt und es macht viel Spass hier zu arbeiten. Ich könnte mir vorstellen hier ein Jahr zu verbringen.

PS: Meine Handynummer funktioniert und ich hab jetzt auch schon Guthaben drauf. Es kostet mich ca. 10 Cent/Minute nach Deutschland zu telefonieren.

Mittwoch, 5. August 2009

ICDE & indische Buerokratie

Namaskara (ein Wort auf Kannada, das ich schon gelernt habe)
Wir sind heute tatsächlich von Ramesh, den ICDE-Angestellten, der uns gestern schon in unsere Unterkunft gebracht hat, abgeholt worden und zum ICDE-Office gebracht. Dort empfing uns Sheela, ich glaub das ist die führende Angestellte, und führte uns ein bisschen in den ICDE ein. Außerdem lernten wir Ravinder Sikgh, weiß nicht wie man das schreibt, auf jeden Fall der gleiche Nachname wie der Premierminister von Indien hat er uns erzählt und die Sekräterin kennen, von der ich aber den Namen vergessen habe. Alle waren sehr nett. Außerdem erfuhren wir, warum wir nicht vom Flughafen abgeholt wurden. Sie haben gewusst, dass wir kommen und Sheela hat auf unseren Anruf auf ihr Handy gewartet. Aber, da wir ihre Handynummer nicht hatten, konnten wir sie nicht erreichen. Die Handynummer hätte auf dem Welcome schreiben gestanden, dass wir aber alle nicht bekommen haben. Falls einer das liest, der noch nach Indien fliegt, die Handynummer von Sheela ist 00919980160963 . Als ich sie dann am nächsten Tag anrief und sagte, dass wir im Hotel sind, war sie überrascht, aber sie fand das alles dann auch nicht so schlimm. Hauptsache wir sind jetzt da. Außerdem sind wir viel zu früh da. Die anderen kommen alle erst am 10. August und das Vorbereitungsseminar beginnt am 12. August. Deshalb wollen sie uns Morgen Abend in Jans Projekt (LOVEDALE FOUNDATION 15km außerhalb von Bangalore) fahren, wo wir dann eine Woche schon mitarbeiten dürfen.
Der ICDE und die angestellten sind anscheinend ziemlich wohlhabend. Die angestellten haben alle ein eigenes Handy, Sheela ein Blackberry und Ramesh ein IPhone. Außerdem hat der ICDE einen eigenen Taxifahrer und eine eigene Köchin. Von der Köchin bekamen wir dann auch Mittagessen. Das Essen dort bestand natürlich auch aus Reis. Außerdem gab es noch Chapati (Fladen) und irgendwas wie Rote Beete. Es war 10 mal leckerer als in unserem Hotel. Außerdem aßen wir das erste mal mit der Hand und das Essen mit Rechts hat auch besser funktioniert wie gedacht.
Anschließend sind wir mit Ramesh zu 4. In einer Rikshaw zur Polizei gefahren und kamen die indische Bürokratie zu spürren. Wir warteten 2 Stunden in einer Schlange bis unsere Dokumente durchgeschaut wurden. Danach mussten wir zum nächsten Haus nur um sie unterschreiben zu lassen und wieder zurück mussten wir nochmal warten, damit wir einen Zettel bekommen mit dem wir dann Morgen wieder zur Polizei können und uns dann unsere Erlaubnis abholen können, in Indien ein Jahr zu verbringen.
So geht der Tag dann auch gut rum. Morgen werden wir um 10 vom ICDE-Taxifahrer abgeholt, der mit uns dann eine Sightseeing Tour machen soll und um 4 werden wir dann mit ihm wieder zur Polizei fahren. Anschließend werden wir dann angeblich ins Projekt gefahren. Das ist der Plan bis jetzt, kann sich aber in Indien immer alles anscheinend ändern.
Das Wetter hier in Bangalore ist gut. Beim ICDE wurde uns erzählt, dass es dieses Jahr in Bangalore keinen Monsum gibt, sie wissen nicht genau warum. Entweder einfach so, durch den Klimawandel oder durch die Luftverschmutzung hier. Trotzdem ist die Luftfeuchtigkeit hier richtig hoch und kurz nachdem man sich geduscht hat, stinkt man schon wieder.
Projekt Handyguthaben konnten wir heute leider nicht erfüllen, nach einer SMS nach Hause war mein Handyguthaben von 5Rs aufgebraucht. Ein neues Projekt ist hinzugekommen. Besseres Trinkwasser. Unser Trinkwasser, das wir im Hotel für 15Rs kaufen können schmeckt eher nicht. Beim ICDE hatten sie sehr gutes Trinkwasser, das aber aus einem großen Tank kam. Wir wollen herausfinden, wo es das gibt und dann kaufen.

erster Tag, erste Erfahrungen

Noch nicht mal 36 Stunden hier und schon so viel erlebt, dass ich einige Seiten darüber schreiben könnte.
Nach einem langen, aber angenmehmen, Flug von 9 Stunden, sind Sven, Jan und ich um 0:30 Ortszeit in Bangalore gelandet. Dort angekommen mussten wir uns erstmal einen Gesundheitscheck, wegen der Schweinegrippe, unterziehen, das heißt, mit einem Infranrotfieberthermometer wurde jedem Passagier die Körpertemperatur gemessen. Nachdem wir unser Gepäck abgeholt haben, suchten wir außerhalb des Flughafens unserern ICDE-India Ansprechpartner der uns abholen sollte. Vergeblich! Als wir den ICJA und den ICDE anrufen wollten, merkten wir, dass unsere Handys mit dem indischen Netz ausserhalb des Flughafens nicht funktionieren (deshalb nicht wundern, wenn ich mir zur Zeit nicht melde) und so suchten wir ein Telefon auf. Dessen Benutzung fiel uns aber schwerer als erwartet, da der Telefon-Verantwortliche mit Englisch nichts am Hut hatte. Beim ICDE und beim ICJA war um die Uhrzeit natürlich keiner mehr erreichbar. Anschließend versuchten wir an der Flughafen-Information die Botschaft zu erreichen, uns wurde aber gesagt, dass die Botschaft um die Uhrzeit schläft. So standen wir allein in Indien und wussten erstmal nicht was wir machen sollten. Um 3 Uhr entschlossen wir uns ein Taxi zu nehmen der uns ins nächste Hotel fahren sollte. Dieser montierte, besser gesagt legte, unser Gepäck sehr unsicher auf sein Auto und los gings. Alles kam uns schon ein wenig „indisch“ vor, als wir am Ausgang vom Parkplatz die Parkplatzgebühr zahlen mussten. Nach ca. 1 Stunde Fahrt erreichten wir das Hotel. Das Gepäck glücklicherweise noch oben drauf. Der Taxifahrer verlangte von uns aber den stolzen Preis von 2500 Rupien (ca 35€) und für sich und seinen Freund noch ein Trinkgeld, dass wir ihn dann aber verwehrten. Der Taxifaher zeigte uns eine Liste mit Preisen uns seinen Airporttaxifüher-Ausweis. Wahrscheinlich beides gefälscht. Aber wir waren alle zu müde um noch irgendwas dagegen zu unternehmen. Später erfuhren wir, dass der normale Preis für ein Taxi vom Flughafen bis in die Stadt bei 500Rs liegt. Das Hotel war für indische Verhältnisse ziemlich gut und kostete uns wieder 3500Rs. Nach 5 Stunden schlaf standen wir auf und ich rief den ICDE an. Als ich ihr unser Problem schilderte sicherte sie uns zu uns um 11 abzuholen. Bis ich sie verstanden hatte, dauerte es auch noch ein bisschen - Es spricht fast jeder Inder Englisch, aber das Englisch ist so schlecht oder sie nuscheln es so, dass man fast gar nichts versteht. Tatsächlich wurden wir dann um 11:30 von Ramesh den ICDE-Angestellten abgeholt und wir fuhren zu 4. Plus Gepäck mit 2 Rikshaws in International Theological College, wo wir jetzt immer noch untergebracht sind, bis es mit dem Seminar losgeht. Keiner weiß, wann das ist, auch nicht Ramesh. Die Unterkunft ist auch sehr angenehm. Die Betten sind zwar Stein hart, und wenn man in der Nacht aufwacht kann man nicht mehr einschlafen, weil das College erstens neben dem Bahnhof liegt und zweitens ziemlich viele Tiere hier in der Nacht extrem laute Geräusche von sich geben. Um 13 Uhr gabs Mittagessen, was wie das Abendessen, aus Reis mit verschiedenen Soßen aus jedem undefinierbaren Gewürz besteht und für mich ziemlich gewöhnungsbedürftig schmeckt. Außerdem schmeckt, das Trinkwasser, bei dem wir darauf achten, dass es auch noch orginal abgeschlossen ist, auch sehr komisch. Danach machten Sven, Jan und ich sich auf ein Handy in Bangalore zu kaufen. Sofort fielen wir auf den ersten Rikshaw-Driver-Pakt hinein. Der Fahrer, ein Betelnuss kauender Herr, wollte uns für 40Rs 2 Stunden lang zum Shoppen fahren. Beim ersten Geschäft, zu dem wir gar nicht wollten, verweigerten wir aber ins Geschäft zu gehen. Nachdem der Fahrer richtig aggressiv wurde, weil er uns erklären wollte, dass wir dort ins Geschäft gehen müssten und wir so taten, als ob wir nichts verständen, gaben wir im die 40Rs und gingen ins erste Geschäft zum Simcard kaufen. Zum Handykaufen, wird aber der Wohnort, der Pass, die Erklärung, dass wir hier arbeiten, ein Passfoto und noch viele andere Dinge, die wir nicht verstanden haben, benötigt. Also ließen wir uns mit einer anderen Rikshaw, diesmal mit dem Rikshaw-Meter, auf das sich die Fahrer aber nur widerwillig einlassen, Richtung Stadtmitte fahren und zahlten gerade mal für eine ziemlich lange Fahrt durch den verrückten Verkehr – es gibt keine Regeln. Unser verlogener Taxifahrer erklärte uns, wer am lautesten bzw. am längesten hupt, hat Vorfahrt. Wenn die Inder nicht an Wiedergeburt glauben würden, würden sie bestimmt nicht so fahren. Die Luft ist hier auch ziemlich verschmutzt durch den Verkehr. Ich glaube hauptsächlich durch die unzähligen Rikshaws bei denen es hinten dick rausqualmt - Dort versuchten wir in einem anderen kleinen Stand eine Simkarte zu erwerben. Mit dem Personalausweis und der Adresse unserer ehmaligen Hotels als Wohnort und einer Stunde Verhandlung schafften wir uns eine zu besorgen. Die vom Verkäufer versprochenen 100Rs guthaben haben wir bis jetzt noch nicht. Aber wir versuchen das Handy in der nächsten Zeit in Betrieb nehmen zu können. Meine Handynummer ist 0091-9535977061, eventuell kann man mich ja schon von anrufen, was ich aber bezweifle. Die Inder sind echt sehr hilfsbereit, aber wenn man nicht genau weiß, wo man hin muss um was zu bekommen, versuchen die zahlreiche Inder immer zu ihren Shops zu führen, um mit uns Geschäfte zu machen. Am Handyshop machten wir auch Bekanntschaft mit den ersten Bettlern, als plötzlich Sven von hinten angeklopft wurde und einer Frau mit einer Schlange hinter ihm Stand und ihn dadurch versuchte zu beeindrucken. Als Sven ihr einen Dollar (ca 40Rs), mit dem sie aber anscheinend nichts anfangen konnte, versuchte der Handyverkäufer diesen Dollar gegen 10Rs mit ihr zu tauschen. Anschließend stand gleich noch eine Bettlerin bei uns, die der Handyverkäufer, dann aber wegjagen konnte.
In der Stadt rumzulaufen ist echt ein wahnsinniger Stress und eigentlich der absolute Horrortrip. Man wird von allen beglozt, zwischendurch angefasst und gefragt wo man herkommt und von jedem Händler zu seinem Stand geführt. Fast jeder Mann hier kaut Betelnüsse und spuckt dadurch rote Spucke, was ausschaut als würde er Blut spucken. Richtig eklig. Deshalb machten wir uns wieder auf den Rückweg zum College. Nach einer etwas längeren Suche, kamen wir dort an und legten uns erstmal hin zum Nachmittagsschlaf um uns vom Stress zu erholen. Um 19:30 gings zum Abendessen, natürlich Reis, Reis, Reis.
Heute, hat Ramesh gesagt, schaut Sheela bei uns vorbei, sie hat angeblich mehr Ahnung was passieren soll. Sie sollte um 10 Uhr kommen, hat sich aber mittlerweile auch schon verspätet. Außerdem wollten wir dann auch noch unsere Handys zum Laufen bringen.
Mir gehts gut, aber alles sehr sehr sehr gewöhnungsbedürftig. Ich bin froh, wenn ich zu meinem Projekt aufs Land komme. Bangalore soll angeblich eine sehr westliche Stadt sein, aber davon hab ich noch nichts gemerkt. Mysore soll ruhiger sein. Ich bin mal gespannt, was das dann heißt.
So haben wir viele Erfahrung gemacht und einiges gelernt, was wir in Indien nicht mehr so machen würden.
Viele Grüsse