Montag, 24. August 2009

Erste Tage in Kaliyuvamane

Mysore und Umgebung Volunteers

Am Mittwoch, den 19.8. sind Sven und ich endlich in unserem Projekt angekommen. Das Projekt liegt ca. 8km ausserhalb von Mysore. Wir wurden von den Kindern schon erwartet und freundlich begrüsst. Das Projekt besteht aus einer sehr großen Spielfläche für die Kinder, der Schule, dem Schlafsaal der Kinder und einem Haus, in dem der Direktor, das Büro, die Küche und wir untergebracht sind. Ein weiteres Haus wird gerade gebaut. Einige sagen es wird in einem Monat fertiggestellt, andere sagen in 3 Monaten und wieder andere sagen, dass es erst im April fertiggestellt werden soll. In den 2. Stock wird dann der Direktor ziehen und in den ersten Stock können die Gäste des Projekts schlafen.

Unser Zimmer besteht aus einem sehr großen Raum mit angebauter Toilette, mit Sitzklo und Dusche. Leider gibt es hier sehr viele Muecken, die wir schon in den ersten zwei Nächten deutlich zu spüren bekamen. Ein weiteres Problem ist die Stromversorgung. Während im Bundesstaat Karnataka den Städten 22 Stunden am Tag Strom zur Verfügung steht, gibt es nur 6-8 Stunden Strom in ländlichen Gebieten. Das heißt kein fliesendes Wasser und kein Strom aus den Steckdosen um elektronische Geräte aufzuladen. Zum Glück haben die hier eine Solaranlage mit Akku, dass wir unser Zimmer in der Nacht beleuchten können.

Der Direktor und seine Frau, die körperlich leicht behindert ist, sind sehr nett. Er gibt uns in den ersten Tagen noch ein bisschen Zeit uns ins Projekt einzufinden. In den ersten 2 Tagen sind wir um 5:50 aufgestanden, wie es uns am Anfang gesagt wurde. Bis acht Uhr gab es aber dann nichts zu machen. Nun haben wir herausgefunden, dass die erste Yogastunde erst am Dienstag startet. Deshalb stehen wir jetzt erst immer um halb 8 auf. Nach einer kalten Dusche zum wach werden (warm geht nicht) beschäftigen wir uns mit den Kindern und versuchen sie kennenzulernen. Das Projekt kümmert sich nämlich um ca. 30 Kinder, die in den staatlichen Schulen nicht bestehen konnten, weil sie nie gelernt haben mitzuarbeiten und zu lernen, da ihre Eltern Analphabeten sind. Die Kinder sind zwischen 5 und 17 Jahre alt und sprechen, im Gegensatz zur Lovedale Foundation, kein, kaum, oder extrem schlechtes Englisch. Das macht es uns nicht sehr einfach mit ihnen zu kommunizieren. Deshalb fiel uns es hier deutlich schwerer uns einzugewöhnen als in der Lovedale Foundation, aber mittlerweile fühl ich mich hier schon zu Hause.

Um 8:30 gibt es Frühstück und um 10 Uhr gehen die Kinder zur Schule. Um 1 Uhr gibt es Mittagessen und um 2 Uhr geben wir zur Zeit unsere ersten Unterrichtsstunden. Dies gestaltet sich als äusserst schwierig. Unsere Unterrichtsstunden sind folgender Maßen aus:

Etwa 10 Kinder im Alter zwischen 9 und 13 werden von einer Lehrerin zu uns in das Klassenzimmer geschickt und wir bekommen bis jetzt keinerlei Anweisungen was wir den Kindern beibringen sollen. Da die Kinder auch kein Englisch verstehen, zeigen wir ihnen Gegenstände oder malen sie auf und sagen ihnen das englische Wort dazu. Zwischendrin springen die Kinder auf, malen an die Tafel, versuchen sich in den Regalen zu verstecken, schreien in das andere Klassenzimmer und verlassen das Klassenzimmer ohne einen für uns ersichtlichen Grund. Aber das heisst nicht, dass es nur bei uns so zu geht, sondern bei den anderen Lehrern auch. Ausserdem scheinen die Lehrer den Kindern noch nicht viel beigebracht zu haben, da sie auf Englisch nicht einmal „My name is …“ sagen können. Mal sehen ob das in nächster Zeit noch besser wird. Der Direktor hat zu uns gesagt mit den Standardlehrmethoden kommen wir hier nicht weit. Das macht es uns als nicht ausgebildete Lehrer natürlich nicht viel einfacher.

Nach der Schule spielen wir mit den Kindern. Ich habe jetzt schon Cricket beigebracht bekommen. Das Spiel macht Spass, bis auf das Ballweghauen, hat das Spiel nicht viel Action zu bieten. Trotzdem wollen es immer alle Spielen, da das Spiel hier in Indien sehr verehrt wird. Auf dem Seminar haben sie gesagt, sie haben erst kuerzlich einen Tempel fuer den besten Cricketspieler Indiens gebaut.

Gestern hatte Ganesha „Geburtstag“. Das ist irgendein Gott in Elefantengestalt. Für was der steht hab ich noch nicht herausgefunden. Die Kinder haben Elefantenskulpturen geformt und ihm ein Haus gebaut, dass wie in Weihnachtsbaum vorm Fest geschmückt wurde. Diese Nacht durften die Kinder, die diese Nacht im Projekt verbracht haben, in diesem Haus schlafen. Die anderen Kinder sind gestern nach dem „Gottesdienst“ nach Hause zu ihren Eltern gegangen. Unsere Hoffnung ist zur Zeit, dass alle Kinder auch in den langen Ferien zu Hause sind, sodass wir diese Zeit zum Reisen nutzen können. Am heutigen freien Tag versuchen wir Mysore kennenzulernen.

Am Donnerstag haben Sven und ich Checks für die „Kidsbank“ ausdruckt und ausgeschnitten. Damit sollen die Kinder den Umgang mit Geld lernen. Wenn sie etwas Gutes machen, bekommen sie ein paar Rupien, wenn sie etwas Schlechtes machen, wird ihnen eine Geldstrafe aufgedrückt. Die Kinder werden in diesem Projekt, im Gegensatz zu anderen Schulen, nicht geschlagen, sondern bekommen andere Strafen. Zum Beispiel haben 6 Kinder, weil sie nicht in die Schulstunde gegangen sind, von 3 bis halb 9 gegen eine Wand schauen müssen und durften dabei nichts sagen.

Demnächst sollen Sven und ich noch weitere Aufgaben erledigen. Wir sollen ein Gemüsebeet und eine Obstbaumplantage Anlagen. Außerdem sollen wir bei der Büroarbeit mithelfen, die Kinder immer wieder dazu auffordern Ordnung zu halten und noch mehr Schulstunden übernehmen.

Alles in Allem sammel ich gerade so viele neue Eindrücke, die ich gar nicht alle verarbeiten kann. Alles hier war zuerst sehr ungewohnt und ich habe einige Zeit benötigt mich daran zu gewöhnen.

Außerdem haben wir im Projekt keinen Internetanschluss, das heißt ich kann maximal jede Woche einmal ins Internetanschluss schauen. Mein Handy, dessen Nummer (00919591244860) sich geändert hat, weil die alte Simkarte gesperrt wurde, kann ich hier auch nur sehr schlecht benutzen, weil der Empfang jede halbe Minute zusammenbricht und ich den Gesprächspartner nur in Bruchstücken verstehe. 8 Kilometer außerhalb von einer (mindestens) 600000 Einwohner Stadt.

Schöne Gruesse aus Mysore

2 Kommentare:

Gerhard hat gesagt…

Hallo Matthias,
aus Leipzig sende ich Dir viele Grüße. Ich finde das sehr gut, wie Du das Projekt angehst. Sehr beeindruckend sind auch Deine Beschreibungen. Ich wünsche Dir viele interessante Begegnungen, nimm auf was Du kannst, so eine Chance bekommst Du nie wieder. Nutze sie für Dich.
Viele Grüße
Gerhard

Gerhard hat gesagt…

Hallo Matthias,
hast Du Deinen Urlaub gut zu Ende gebracht? Deine beschreibungen sind wirklich prima und sehr authentisch.Langeweile hast Du ja wohl überhaupt nicht, im Gegenteil.
Die Menschen dort scheinen wirklich sehr nett zu sein und akzeptieren Euch. Wenn du die Möglichkeit hast, auch viel mit Einheimischen zusammen zu sein, nutze sie. Ich beneide Dich, leider habe ich von Indien nicht soviel mitbekommen.
Ich hoffe, Ihr feiert heute Ghandi, ein toller Mann,und dann wünsche ich Dir einen guten Start wieder in Deinem Projekt.
Bis bald, machs gut