Mittwoch, 5. August 2009

erster Tag, erste Erfahrungen

Noch nicht mal 36 Stunden hier und schon so viel erlebt, dass ich einige Seiten darüber schreiben könnte.
Nach einem langen, aber angenmehmen, Flug von 9 Stunden, sind Sven, Jan und ich um 0:30 Ortszeit in Bangalore gelandet. Dort angekommen mussten wir uns erstmal einen Gesundheitscheck, wegen der Schweinegrippe, unterziehen, das heißt, mit einem Infranrotfieberthermometer wurde jedem Passagier die Körpertemperatur gemessen. Nachdem wir unser Gepäck abgeholt haben, suchten wir außerhalb des Flughafens unserern ICDE-India Ansprechpartner der uns abholen sollte. Vergeblich! Als wir den ICJA und den ICDE anrufen wollten, merkten wir, dass unsere Handys mit dem indischen Netz ausserhalb des Flughafens nicht funktionieren (deshalb nicht wundern, wenn ich mir zur Zeit nicht melde) und so suchten wir ein Telefon auf. Dessen Benutzung fiel uns aber schwerer als erwartet, da der Telefon-Verantwortliche mit Englisch nichts am Hut hatte. Beim ICDE und beim ICJA war um die Uhrzeit natürlich keiner mehr erreichbar. Anschließend versuchten wir an der Flughafen-Information die Botschaft zu erreichen, uns wurde aber gesagt, dass die Botschaft um die Uhrzeit schläft. So standen wir allein in Indien und wussten erstmal nicht was wir machen sollten. Um 3 Uhr entschlossen wir uns ein Taxi zu nehmen der uns ins nächste Hotel fahren sollte. Dieser montierte, besser gesagt legte, unser Gepäck sehr unsicher auf sein Auto und los gings. Alles kam uns schon ein wenig „indisch“ vor, als wir am Ausgang vom Parkplatz die Parkplatzgebühr zahlen mussten. Nach ca. 1 Stunde Fahrt erreichten wir das Hotel. Das Gepäck glücklicherweise noch oben drauf. Der Taxifahrer verlangte von uns aber den stolzen Preis von 2500 Rupien (ca 35€) und für sich und seinen Freund noch ein Trinkgeld, dass wir ihn dann aber verwehrten. Der Taxifaher zeigte uns eine Liste mit Preisen uns seinen Airporttaxifüher-Ausweis. Wahrscheinlich beides gefälscht. Aber wir waren alle zu müde um noch irgendwas dagegen zu unternehmen. Später erfuhren wir, dass der normale Preis für ein Taxi vom Flughafen bis in die Stadt bei 500Rs liegt. Das Hotel war für indische Verhältnisse ziemlich gut und kostete uns wieder 3500Rs. Nach 5 Stunden schlaf standen wir auf und ich rief den ICDE an. Als ich ihr unser Problem schilderte sicherte sie uns zu uns um 11 abzuholen. Bis ich sie verstanden hatte, dauerte es auch noch ein bisschen - Es spricht fast jeder Inder Englisch, aber das Englisch ist so schlecht oder sie nuscheln es so, dass man fast gar nichts versteht. Tatsächlich wurden wir dann um 11:30 von Ramesh den ICDE-Angestellten abgeholt und wir fuhren zu 4. Plus Gepäck mit 2 Rikshaws in International Theological College, wo wir jetzt immer noch untergebracht sind, bis es mit dem Seminar losgeht. Keiner weiß, wann das ist, auch nicht Ramesh. Die Unterkunft ist auch sehr angenehm. Die Betten sind zwar Stein hart, und wenn man in der Nacht aufwacht kann man nicht mehr einschlafen, weil das College erstens neben dem Bahnhof liegt und zweitens ziemlich viele Tiere hier in der Nacht extrem laute Geräusche von sich geben. Um 13 Uhr gabs Mittagessen, was wie das Abendessen, aus Reis mit verschiedenen Soßen aus jedem undefinierbaren Gewürz besteht und für mich ziemlich gewöhnungsbedürftig schmeckt. Außerdem schmeckt, das Trinkwasser, bei dem wir darauf achten, dass es auch noch orginal abgeschlossen ist, auch sehr komisch. Danach machten Sven, Jan und ich sich auf ein Handy in Bangalore zu kaufen. Sofort fielen wir auf den ersten Rikshaw-Driver-Pakt hinein. Der Fahrer, ein Betelnuss kauender Herr, wollte uns für 40Rs 2 Stunden lang zum Shoppen fahren. Beim ersten Geschäft, zu dem wir gar nicht wollten, verweigerten wir aber ins Geschäft zu gehen. Nachdem der Fahrer richtig aggressiv wurde, weil er uns erklären wollte, dass wir dort ins Geschäft gehen müssten und wir so taten, als ob wir nichts verständen, gaben wir im die 40Rs und gingen ins erste Geschäft zum Simcard kaufen. Zum Handykaufen, wird aber der Wohnort, der Pass, die Erklärung, dass wir hier arbeiten, ein Passfoto und noch viele andere Dinge, die wir nicht verstanden haben, benötigt. Also ließen wir uns mit einer anderen Rikshaw, diesmal mit dem Rikshaw-Meter, auf das sich die Fahrer aber nur widerwillig einlassen, Richtung Stadtmitte fahren und zahlten gerade mal für eine ziemlich lange Fahrt durch den verrückten Verkehr – es gibt keine Regeln. Unser verlogener Taxifahrer erklärte uns, wer am lautesten bzw. am längesten hupt, hat Vorfahrt. Wenn die Inder nicht an Wiedergeburt glauben würden, würden sie bestimmt nicht so fahren. Die Luft ist hier auch ziemlich verschmutzt durch den Verkehr. Ich glaube hauptsächlich durch die unzähligen Rikshaws bei denen es hinten dick rausqualmt - Dort versuchten wir in einem anderen kleinen Stand eine Simkarte zu erwerben. Mit dem Personalausweis und der Adresse unserer ehmaligen Hotels als Wohnort und einer Stunde Verhandlung schafften wir uns eine zu besorgen. Die vom Verkäufer versprochenen 100Rs guthaben haben wir bis jetzt noch nicht. Aber wir versuchen das Handy in der nächsten Zeit in Betrieb nehmen zu können. Meine Handynummer ist 0091-9535977061, eventuell kann man mich ja schon von anrufen, was ich aber bezweifle. Die Inder sind echt sehr hilfsbereit, aber wenn man nicht genau weiß, wo man hin muss um was zu bekommen, versuchen die zahlreiche Inder immer zu ihren Shops zu führen, um mit uns Geschäfte zu machen. Am Handyshop machten wir auch Bekanntschaft mit den ersten Bettlern, als plötzlich Sven von hinten angeklopft wurde und einer Frau mit einer Schlange hinter ihm Stand und ihn dadurch versuchte zu beeindrucken. Als Sven ihr einen Dollar (ca 40Rs), mit dem sie aber anscheinend nichts anfangen konnte, versuchte der Handyverkäufer diesen Dollar gegen 10Rs mit ihr zu tauschen. Anschließend stand gleich noch eine Bettlerin bei uns, die der Handyverkäufer, dann aber wegjagen konnte.
In der Stadt rumzulaufen ist echt ein wahnsinniger Stress und eigentlich der absolute Horrortrip. Man wird von allen beglozt, zwischendurch angefasst und gefragt wo man herkommt und von jedem Händler zu seinem Stand geführt. Fast jeder Mann hier kaut Betelnüsse und spuckt dadurch rote Spucke, was ausschaut als würde er Blut spucken. Richtig eklig. Deshalb machten wir uns wieder auf den Rückweg zum College. Nach einer etwas längeren Suche, kamen wir dort an und legten uns erstmal hin zum Nachmittagsschlaf um uns vom Stress zu erholen. Um 19:30 gings zum Abendessen, natürlich Reis, Reis, Reis.
Heute, hat Ramesh gesagt, schaut Sheela bei uns vorbei, sie hat angeblich mehr Ahnung was passieren soll. Sie sollte um 10 Uhr kommen, hat sich aber mittlerweile auch schon verspätet. Außerdem wollten wir dann auch noch unsere Handys zum Laufen bringen.
Mir gehts gut, aber alles sehr sehr sehr gewöhnungsbedürftig. Ich bin froh, wenn ich zu meinem Projekt aufs Land komme. Bangalore soll angeblich eine sehr westliche Stadt sein, aber davon hab ich noch nichts gemerkt. Mysore soll ruhiger sein. Ich bin mal gespannt, was das dann heißt.
So haben wir viele Erfahrung gemacht und einiges gelernt, was wir in Indien nicht mehr so machen würden.
Viele Grüsse

2 Kommentare:

milchjeeper hat gesagt…

heya,
hört sich doch alles verrückt und aufregend an. Ich hoff mal dir gehts bestens und die ersten Tage wirst du bestimmt überstehen. Bin schon gespannt auf weitere Entwicklungen ;) wie bist du überhaupt an internet gekommen?


schöner Gruß aus Bulgarien (IOI2009)
Max

charliegabi hat gesagt…

ja, da erlebt man in zwei tagen mehr als zuhause in vier wochen.
wenn du erst mal angekommen bist, wirst du das ganze leben dort auch viel cooler sehen, und die indische sicht auf die dinge hat viel für sich.

übrigens: der verdienst eines echt hart arbeitenden inders pro tag beträgt etwa 150 rupies = 2 euro, da hatte der taxifahrer mit euch ein echtes glückslos gezogen :)