Freitag, 18. September 2009

Eine Nacht bei einer indischen Familie

Und wie komm ich dazu? Sven hat Typhus und liegt jetzt im Krankenhaus in Mysore. Ich denke er wird dort gut behandelt und die Aerzte sagen in 2 bis 3 Tagen wird er wieder gesund sein. Die letzten 6 Tage habe ich dadurch viel Zeit im Krankenhaus verbracht und nicht viel im Projekt gearbeitet. Als ich ihn gestern besuchen wollte, hat mir eine Lehrerin unserer Schule angeboten bei ihr zu uebernachten, weil sie nur 5 Minuten vom Krankenhaus entfernt wohnt und nicht riskieren muss mit dem Bus zu fahren. Als ich ihr sagte, dass ich schon oft mit dem Bus gefahren bin und damit keine Probleme habe, ist sie nicht wirklich darauf eingegangen. Schliesslich hab ich mich dann entschlossen bei ihr zu uebernachten, um wieder was Neues zu erleben. Sie ist ca 70 und lebt mit ihrem Ehemann (77) zusammen in Mysore. Frueher hat sie in Mumbai als Lehrer gearbeitet und seit sie in den Ruhestand gegangen ist, arbeitet sie in unserer Schule als freiwillige Lehrerin. Gestern Abend habe ich mich mit ihrem Mann dann eine lange Unterhaltung gefuehrt, die ueber Themen von Tennis zu Beckers Zeit und Fussball zu Beckenbauers Zeit ueber die Energieversorgung Deutschlands, bis zu “sollte Indien Atomwaffen haben, oder nicht” ging.

Zum Abendessen und zum Fruehstueck hatte ich das beste indische Essen, das ich hier gegessen habe. Zum Abendessen Puris (fritierter Fladen) mit vielen verschiedenen Beilagen und zum Fruehstueck Masala Dosa, ein Fladen gefuellt mit Kartoffeln. Endlich wieder Kartoffeln! Und sonst war es auch sehr nett mit ihnen und sie haben sich sehr um mich gekuemmert.

Die Lehrerin ist nicht so ueberzeugt vom Essen im Projekt und moechte den Koechinnen dort beibringen, richtig zu kochen. Im Projekt bekommen wir zur Zeit zum Fruehstueck immer verschiedene Sachen (Chapatis,Puris, Dosas, Idlis oder Reis mit Erdnusssosse), aber zum Mittagessen und zum Abendessen gibt es immer das Gleiche, Reis mit Samba (Sosse mit vielen verschiedenen Gemuesesorten). Also mehr Abwechslung waere natuerlich super.

Wenn Sven bis Sonntag aus dem Krankenhaus entlassen wird, halte ich an meinem Plan nach Kerala zu fahren immer noch fest, leider dann ohne ihn. Er wird dann erstmal wieder zu Kraeften kommen muessen, dabei kann ich ihm dann nicht mehr wirklich helfen. Auch alle Lehrerinnen haben gesagt, ich soll unbedingt an meinem Plan festhalten, weil sie sich um ihn kuemmern werden. Ausserdem kann er das Dasara-Festival, das ab heute in Mysore stattfindet geniessen. Das Festival ist das Groesste hier in Karnataka und auch ausserhalb ist es sehr beliebt. Es dauert 10 Tage und der Hoehepunkt findet in den letzten 2 Tagen statt. Die meisten Schulen in Karnataka haben deshalb zu dieser Zeit Schulferien und auch in den angrenzenden Staaten haben die Kinder in vielen Schulen Ferien. Deshalb plan ich auch am 26. wieder von meiner Reise zurueckzukehren, um die Hoehepunkte des Festivals zu erleben. In den letzten paar Tagen wurden schon einige Strassen hier in Mysore geschmueckt und die Stadt aufgeraeumt. Im Projekt ist zur Zeit sehr wenig los. Nur die aeltesten Kinder sind hiergeblieben, um auf die Examen zu lernen. Sogar unser Direktor ist im Urlaub in Chennai.

Nachdem mich die Mosquitos im Projekt jetzt fast einen Monat gequaelt haben und mich jedem Schlaf beraubt haben, trotz Mosquitonetz, glaub ich die Mosquitos jetzt endlich unter Kontrolle gebracht zu haben. Ich hab mir so ein Duftgeraet gekauft, das man an die Steckdose steckt und dann Duft verbreitet. Ich hatte erst nicht geglaubt, dass es hilft, ersten weil wir nur 6 bis 8 Stunden Strom am Tag haben und zweitens, weil es unglaublich viele Mosquitos waren. Aber es wurde seit dem deutlich besser.

Seit dem ihr hier angekommen bin ist das Tauschverhaeltnis von Euro zu Rupien von 1:64 auf 1:72 gestiegen. Das ist gut fuer uns und macht alles noch billiger, aber fuer die Inder natuerlich weniger gut…

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